Komm’ doch, Du 2017!

Wir sind jetzt Vegetarier. Ich habe Laktoseunverträglichkeit, Bluthochdruck, eine miese Sehfähigkeit, Rückenschmerzen. Und ich habe einen minderjährigen Sohn, dessen Kinder ich gerne noch kennenlernen würde – die will der nämlich mal haben und das dauert noch ein bisschen. Ob Huhn- und Schweinelosigkeit da hilft, werden wir sehen. Man darf hoffen dürfen! Salami und Currywurst gibts hier ja eh nicht viel und so halte ich gut durch. Es wiederholt sich, wie jedes Jahr, die Devise „Wechsel, Wandel und Erneuerung“:

  • von Gewohnheiten (siehe oben)
  • von Einstellungen (Dank des Blickes über den Rand des Tellers namens BRD)
  • vom Selbstbild Richtung jung in alt (Dank … naja is‘ klar) und somit
  • von unsterblich in sterblich und nicht zu vergessen
  • vom Katzenhasser zum -liebhaber

Während ich das hier schreibe fühle ich, dass es noch eine Wandlung gibt, leise, ganz leise wächst sie, die Erneuerung von „Ich-wär-so-gerne-von-Bedeutung“ in „Ihr-könnt-mich“. Weiterlesen

Das Richtige im Falschen

6.7. Sommer 2016
Expats argumentieren ihren Wegzug aus Katar oft sinngemäß damit, dass es ja nicht das richtige Leben sei, in dem man dort lebe. Sie sehen sich und ihre Kinder in einem falschen, einem unechten, künstlichen Dasein, aus dem man spätestens nach drei, vier Jahren hinaus müsse, um sich wieder hinwenden zu können zur Realität.
Hier nun, in einem 1500-Seelendorf in Bayern, sinniere ich darüber, was das wahre, echte, ungekünstelte Leben ist und ob es das überhaupt gibt. Da oben heute auf der Alm jedenfalls, wo Hühner statt Katzen unterm Tisch um Brezelkrümel betteln, das saftiggrüne Gras blendet und mit Anheben des Kaffeehaferls von rechts ein blondes Mädel auf einem gelben Gaul um die Ecke kommt und die Dirndl-tragende Bedienung grüßt, während diese den Obazden, mit Salzstangen dekorativ angerichtet, vor mich stellt, drunten im Tal ganz, ganz saubere Kühe einer Frührenter-Wandersgruppe fröhlich hinterherlaufen und dabei auch noch die Glocken so schön bimmeln, kommen mir Zweifel, ob wir uns  denn h i e r  im wahren Leben befinden.
Ich drehe meinen Kopf rechts hin zum Mann, er tut‘ mir gleich, wir schauen uns ungläubig an – es fehlt das Mannsbild in Lederhose mit Trachtenhut, das auf einem Trecker vorbeifährt … Wir hören wir ein Motorengeräusch, ein Türklappen, tiefsten Miesbacher Dialekt … Es wird doch nicht … Puh, nein, das wäre zuviel. Ein volltätowierter Mitfünfziger steigt aus einem Pajero. Frisur aus der Achzigern (hinten rasiert, oben ein dauergewellter Puschel), die Brille mit Blitz-Design, kurze, beige Hose, hellblaues T-Shirt. Okay, das ist schon eher reel, oder doch vom anderen Stern?

Wo ist es aber nun, das wahre Leben? Was muss gelernt, erlebt und gelebt sein und gehört zum Kanon des wirklichen Daseins?

Wir beschließen am Ende des Tages, dass das wahre Leben subjektiv ist und es auch bleibt und finden es unglaublich, dass es soviele Wahrheiten gibt und total doof, dass man immer glaubt, man hätte die einzig wahre.

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Schönes Wetter in Quinze-Vingts

Die Highlights der letzten Wochen waren mit Sicherheit die vielen Treffen mit Freunden und der Familie. Darin eingebettet eine Reise nach Paris, wo ich, gemeinsam mit meiner Freundin B., durch Erinnnerungen gestapft bin, die mir dabei allerdings auch klargemacht hat, wieviel ich schon vergessen habe von meiner Zeit dort während des Studiums in den 80ern. Erstaunlich allerdings, dass man Heimatgefühle, die man einmal woanders entwickelt hat, nie wieder vergisst und sich sicher und froh durch die Orte aus der Vergangenheit bewegt. Das muss schön für jemanden sein, der viele Stellen der Welt in diesem Sinne sein Eigen nennen kann. Weiterlesen