Papierporsche, Sol-Ei und Durianduft

Das Viertel, in dem ich lebe, liegt nördlich der Dairy Farm Lane, zwischen Bukit Batok und den Wäldern des Chestnut Naturparks. Das ruhige Wohnviertel hat ca. 140.000 Einwohner und erstreckt sich über eine Fläche von 8,99 km2 .

Die im August 2018 fertiggestellte Deutsche Schule, die gleich am südlichsten Zipfel des Viertels gebaut wurde, wird das Gesicht von Bukit Panjang bald maßgeblich verändern. Schon in den letzten Monaten war ein starker Zuzug von Expats zu spüren, die mit Sicherheit neue Geschäfte entstehen lassen und die Lebensweise beeinflussen werden. Noch aber ist es jenseits der Dairy Farm Lane ursprünglich, was in Singapur bedeutet: Condos und HDBs lösen einander ab, kleine Parks und Community Areas für die Anwohner lockern das Gelände auf und nur wenig ”Ang mo“ (hiesige Bezeichnung für unsereins) begegnen sich auf den Straßen.

Mittendrin an der Kreuzung Bukit Panjang Road und Pending Road, direkt neben einem Viadukt der Busschienenlinie LRT, die erhöht auf Betonpfeilern das Viertel durchpfügt, liegt das Hawker- und Market-Center Bukit Panjang. Das Center wurde Ende 2013 eröffnet und ist verbunden mit einer überdachten Einkaufsstraße, die über eine Straßen hinweg durch eine riesige Halle führt. Wer hier zügig durchläuft, ist in 10 Minuten wieder draußen und konnte leider nichts vom Charme dieses Ortes erspüren.

Zwischen dem Vorne und dem Hinten erhebt sich die Al-Islam Moschee, die dieses Hawker Center maßgeblich prägt. Sie ist neben Gebetshaus auch Gemeinschaftszentrum, Schule und Kindergarten und das Center hat sich auf das muslimische Publikum eingestellt. Jedes der Hawkergeschäfte weist Halal- und Haram-Bereiche auf und malaysische wechselt sich mit chinesischer Küche in harmonischem Rhythmus ab. Vergebens sucht man hier nach internationaler Vielfalt. Um eine schöne Runde durch das gesamte Areal zu machen geht man, von der LRT-Station Pending kommend am besten ein Stück rechts des Centers entlang bis zum eigentlichen Haupteingang, einem großen grünen Betonbogen, der in das Herz des Marktbereiches führt. Über einen kleinen Treffplatz der Community, hier sitzen die Alten und ratschen, geht’s es gleich links in die Halle mit ihren kleinen Geschäften für Haushaltsgeräte, Papieropfergaben und vor allem Obst und Gemüse. Neben vielen Durian-Ständen hängen große Porschewagen und Kleider aus Papier von der Decke und das Papier-Geld stapelt sich in vollgestopften Regalen. Auch kann man hier die riesigen Tüten kaufen, die ebenfalls gefüllt mit Papiergeld und anderen nachgebastelten Dingen den Ahnen geopfert werden, damit es ihnen ein bisschen besser geht im Jenseits. Die Brandopfer dürfen überall im Viertel in extra dafür aufgestellten großen Metall-Tonnen dargebracht werden, die für jedermann frei zugänglich sind. Hier gibt es auch einen kleinen Fischstand, bei dem man unter wahnsinnig lauter Musik bei ziemlich jungen Menschen eine gute Auswahl an Meeresfrüchten bekommt. Unbedingt sollte man die in Teeblätter eingelegten Eier eines kleinen Verkaufsstandes weiter oben probieren, die 100jährig wirken, jedoch einfach asiatische Sol-Eier sind. Sie brutzeln in einem Bottich vor sich hin und nehmen eine braune fleckige Färbung an. Wirklich lecker!

Man merkt in der langen Halle gar nicht, wenn man die Moschee passiert und gelangt auf den nächsten Platz, große Gemüse- und Obststände auch hier, eine Bank, der Bäcker, ein Stand mit Opferkuchen und Süßigkeiten und ein Supermarkt begrenzen einen Spielplatz. Hier irgendwo verlässt man wieder die Anlage, geht hinaus und befindet sich nun hinter der Moschee. Die Straße links runter, dann lässt sich am Ende der Tour die Fressmeile erforschen. Es gibt auch eine zweite Etage, weniger voll, mit Kram- und Klamottenläden, weiteren Gemüseständen, einem Metzger und einem kleinen chinesischen Ökoladen mit ganz und gar freundlichen Inhabern!
Dann, bei Kopi und Teh gemütlich ausruhen, einfach sitzen und schauen. Nur so, finde ich, erschließt sich einem ein bisschen die fremde Welt, die einen umgibt – auch wenn man für die Einheimischen wohl eher selbst die exotischste Erscheinung ist.

Hawker Center geöffnet von 6am bis 10.30pm, Trubel ist natürlich erst gegen Mittag.
2 Bukit Panjang Ring Rd, Singapore 679947
MRT Hillview, dann mit dem 973er Bus direkt bis zum Center