Zunächst brauchen wir 2 Stunden, um aus Amman rauszukommen. Dazu ist es kühl und es scheint bald zu regnen. Stunden später in Petra, der alten wunderschönen Felsenstadt der Nabatäer angekommen, ist es kalt und es gießt aus Kübeln. Wir stürzen uns in Matsch und Fluten und kämpfen uns bis zur Schatzkammer durch. Indi, ich komme!! Nur wir und ein paar Japaner wagen es. Die hinabstürzenden Wasserfälle am Rand des Siq lassen den Weg hinab zur alten Stadt zu wadentiefen Wasserströmen anschwellen. Ganz ungefährlich erscheint es mir nicht, aber so nah am Ziel gibt es kein Zurück. Am Ende des Nach-unten und wieder Nach-oben sind wir komplett durchweicht. Auch morgen noch werde ich in nassen Schuhen durch die Gegend laufen müssen. Trocknen ist nicht: keine Heizung und auch nach der Rückkehr nach Amman ist es immer noch sehr kalt. Die Taufstelle und unsere Übernachtung fallen auch ins Wasser, das Pilgerhaus ist überschwemmt. Morgen gibt es nochmal eine Möglichkeit sie zu besuchen. Aber Selbsttaufe fällt wohl aus. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Ausflüge, Reisen
Moses‘ Tafeln | 4.
Zunächst ‚mal ist ein Besuch des Lagers Satari an der syrischen Grenze im Nordwesten Jordaniens vom Sicherheitsdienst abgesagt worden und so machen wir uns auf zu einem anderen Flüchtlingsprojekt in Azraq, einer Auffangschule für syrische Flüchtlingskinder, die keinen regulären Platz an einer jordanischen Schule erhalten haben und ohne diese Zwischenschule keine Chance hätten etwas zu lernen. Zudem sind es Kinder, die nicht registriert sind und somit keine offizielle Hilfe erhalten. Die Schule hält sich an die jordanischen Schulrichtlinien, damit die Kinder, sobald ein Platz frei ist, wechseln können. Registrierungen sind von vielen Familien nicht gewünscht, denn Registrierung bedeutet Lagereinweisung und Preisgabe des Aufenthaltsortes. Dies wird aus Angst vermieden und da in Jordanien kein Flüchtling, das heißt auch kein Unregistrierter, abgewiesen wird, ist es eine Möglichkeit dem Krieg zu entfliehen. Die Kinder und Familien werden mit Sach-, Geld-, und Essensspenden unterstützt. Träger ist ein Frauenverein, der mit der Hilfe der deutschen Gemeinde Amman das Projekt mitstemmt. Weiterlesen
Auf Heiligem Land | 3.
D. schenkt uns heute den Satz des Tages, indem er bei der Morgenandacht um 9 Uhr – ja, auch das gibt es jeden Tag – dies in den Raum wirft: „Warum schrieb Moses die zehn Gebote auf zwei Tafeln und nicht auf eine?“ Leider bleibt er die Antwort schuldig, referiert lieber über „Numeris“, einem Teil des Alten Testaments, den ich mit Sicherheit nun lesen werde. Wie geht der Tag dann weiter bis zum jetzigen Zeitpunkt, an dem ich im Essenssaal unserer Bleibe sitze, vor mir alle Pfarrer und Pfarrerinnen, trinkend und redend am gegenüberliegenden Tisch? Oh, gerade erfahre ich, dass ein Mitreisender mit undefinierbarem Ausschlag ins Krankenhaus kommt. Weiterlesen
Ich bin der M. aus D. | 2.
Heute also Konferenzbeginn – nach Besuch der Innenstadt, erfolgreichem Kauf einer kleinen Olivenholz-Krippe aus Bethlehem und mit anschließender radebrechender Taxifahrt mit muffeligem Fahrer, der auch noch die arme U. aus Istanbul abzockt. Weiterlesen
Anreise Amman | 1.
Zwei Männer Mitte 50 sitzen vor der Abfertigung auf dem Boden, beide in braunen Kaftanen gekleidet, schwarze Bärte, sehr dunkle Haut, weißes Käppi. Der eine im Schneidersitz, der andere einen Arm lässig über sein angezogenes Knie hängend, das andere eingeklappt. Ihre nackten Füße zeigen direkt auf das Fladenbrot, dass vor ihnen auf einem Stück Papier liegt und genüsslich schmatzend verspeisen. Vor mir steht eine sportlich gekleidete Dame mit Kurzhaarschnitt. Sie liest in einem Buch. Ich kann den Titel gerade noch sehen, bevor es losgeht: „Girlboss“. Um mich herum fast nur Männer, einige Frauen mit bunten Kopftüchern, kein Europäisches Gesicht, außer meinem. Man starrt mich an, ich nehme an auch wegen meiner grauen Haare, die heute arg wild flattern. Das muss die trockene Luft sein. Wenn Jordanien halbwegs so ist wie dieser Augenblick, kann es nur interessant werden … In fünf Minuten ist Boarding TIme nach Amman. Ich wage es also. Noch vor ein paar Tagen wollte ich absagen. Den Sohn vor allem alleine lassen während der Schulzeit – eigentlich ein No Go. Jetzt bin ich froh, dass Mann und Sohn sich eine Woche durchkämpfen. Ich bemerke selbstkritisch, was ich doch für ein Muttertier bin. Weiterlesen