Die weite, weite Welt

Einer der nächsten Tage – Sommer 2016
Die wunderschöne Erfahrung des Nicht-Erreichbar-Seins
Ich werde nicht behaupten, dass mir genau diese Erfahrung zu machen leicht fiele. Unterstützt bei dieser Erfahrung werden wir durch Netzlosigkeit an der Auerhahn-Hütte, die die unsere ist – aber kein Weg ist ja zu weit: Wir müssen nur ca. 200m eine 40% Steigung hinab zur Alten Tann, um dort vorm Eingang auf einer alten Holzbank wieder in die weite, weite Welt hinauszukönnen. Dort sitzen wir dann, plaudern wie in alten Zeiten und blicken immer mal wieder nach unten auf das „F“.
Ich spiele mit dem Gedanken Urlaub einmal netzlos zu verbringen, ganz ohne Alte Tann-Hintertür. Dann entgehe ich auch den permanenten Nachrichten des Sohnes, der um Aufstockung seines Accounts bettelt, um „Juwelen“ kaufen und somit das nächste Level schneller erreichen zu können und vielleicht plaudern wir ja noch mehr und erleben die wunderschöne Erfahrung des Erreichbar-Seins.

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Ich fühl‘ mich wie ein Hund

EIner der ersten T age – 2.7. Sommer 2016
Nach über 4 Monaten Entzug fahre ich heute Nachmittag mit dem Mann durch einen Wald und dass es Entzug ist, merke ich in dem Moment, als ich das Fenster öffne, den Kopf hinausstrecke, tief einatme und mich gerade noch zurückhalten kann die Zunge rauszustrecken, um den kühlen und regennassen Wind durch die Lefzen fegen zu lassen. Erst wenn man’s wieder hat, merkt man, dass es fehlt. Der erste Tag in D. also gelungen. Wir haben uns eingemietet in einem Bioresort in Bayrsch Zell. Es herrscht das Motto „Digitales Fasten ist letztlich die beste Form des Fastens“ und so schalte ich jetzt mal aus und gehe das 5-Gänge Menu angucken.

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„Ja leckts mi am Arsch!“ – Besuch in der Wüste

Ich hatte mir Besonderes erhofft mit der Buchung eines Wüstenabends bei Kamel-Uschi auf ihrer Farm in der Nähe Dubais. Und – ja – irgendwie hat sich diese Vorstellung auch erfüllt, denn skurriler hätte es nicht sein können. Uschi empfängt uns herzlich, spricht sie arabisch oder allgäuisch? Das ist gerade nicht wirklich gut zu unterscheiden. Zur Begrüßung gibt’s Ingwertee und später süße Quarktaschen (Legimat geheißen) mit Dattelhonig überträufelt. Ich verzichte wegen meines empfindlichen Magens, der Rest der Truppe ist schonmal begeistert. Uschi erzählt von ihrer Kamelzucht und den vielen Diskussionen mit den Locals, die auch Kamele von ihr betreuen lassen. Dass sie die Tiere liebt, sieht man. Schüchtern stellt sie uns „den Raucher“ unter ihnen vor, Weiterlesen

Gurken und Tomaten | 5.

Was genau heute ist am beeindruckendsten: der Blick über das Jordantal nach Jericho bis hin zu Jerusalem, die Segnung mit schlammigem Jordanwasser an der „Neuen Taufstelle“, oder auf dem Berg Nebo dort zu stehen, wo einst Moses von Gott gestraft auf das verheißene Land schaute, das er niemals betreten würde? Ich kann mich nicht entscheiden, denn alles ist unglaublich.
Morgen geht’s wieder zurück und ich werde viele Eindrücke zu verarbeiten haben, auch habe ich wieder erlebt, wie eine Gruppe zusammenwachsen kann, wenn sie nur lange genug beisammen ist. Und seien die Mitglieder noch so unterschiedlich.

Da in Qatar wenig und nicht immer Local Food angeboten wird, verwenden wir bisher schon immer Gemüse aus Nachbarländern wie dem Libanon und Jordanien. Gurken und Tomaten, die das ganze Jahr über dort übers Land verteilt in Gewächshäusern angebaut werden, sind eh immer die bessere Wahl. Wer will schon die aufwändig importierte Hollandware unterstützen, wenn es nahe Alternativen gibt, die zudem noch besser schmecken? Der Blick hinter das Gemüse und über den Tellerrand wurde mir jetzt ermöglicht und dafür bin ich dankbar. Dass dieser Blick stark verbunden war mit der Geschichte der Christen zur biblischen Zeit und im heutigen Jordanien, die uns in unnachahmlicher Art und Weise in personae und en passant des – wie ich jetzt weiß – bekannten Dr. Dr. Dr. D., Theologe und Archäologe in Jerusalem und Amman, nahegebracht wurde, ist wahrlich ein Geschenk! Die nächste Konferenz ist in Beirut geplant und warum nicht auch das: Nach der Horizonterweiterung ist vor der Horizonterweiterung. Die meisten sitzen jetzt noch bis in die Puppen, aber mich erwartet nun das Bett. Um 6 Uhr früh geht’s los, heim zu Mann und Sohn.

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