Moses‘ Tafeln | 4.

Zunächst ‚mal ist ein Besuch des Lagers Satari an der syrischen Grenze im Nordwesten Jordaniens vom Sicherheitsdienst abgesagt worden und so machen wir uns auf zu einem anderen Flüchtlingsprojekt in Azraq, einer Auffangschule für syrische Flüchtlingskinder, die keinen regulären Platz an einer jordanischen Schule erhalten haben und ohne diese Zwischenschule keine Chance hätten etwas zu lernen. Zudem sind es Kinder, die nicht registriert sind und somit keine offizielle Hilfe erhalten. Die Schule hält sich an die jordanischen Schulrichtlinien, damit die Kinder, sobald ein Platz frei ist, wechseln können. Registrierungen sind von vielen Familien nicht gewünscht, denn Registrierung bedeutet Lagereinweisung und Preisgabe des Aufenthaltsortes. Dies wird aus Angst vermieden und da in Jordanien kein Flüchtling, das heißt auch kein Unregistrierter, abgewiesen wird, ist es eine Möglichkeit dem Krieg zu entfliehen. Die Kinder und Familien werden mit Sach-, Geld-, und Essensspenden unterstützt. Träger ist ein Frauenverein, der mit der Hilfe der deutschen Gemeinde Amman das Projekt mitstemmt.

Wir bekommen herzige Vorführungen und sehen, wie liebevoll alle mit den Kindern umgehen. Das wird wohl „unser“ Spendenprojekt für Doha! Auf dem Weg zur Schule erfahren wir, das wir doch für Satari genehmigt sind und somit der Programmpunkt „Wüstenschloss“ und „Dahin gucken, wohin Laurence of Arabia seinen Blick in die Ferne richtete“ wegfällt. Mist. Das hätte ich nun auch noch gerne gemacht.

Wir fahren also weiter nach Satari. 120.000 Flüchtlinge leben hier und wir dürfen nun rein, um ein Hilfsprojekt zu besuchen. Im größten Flüchtlingslager Jordaniens hat es ein lutherischer Geistlicher gegründet. Wir fahren durch das große Eingangstor und werden den ganzen Weg durch das Lager hindurch kritisch beäugt. Links und rechts der schmalen Durchfahrt kleine Geschäfte. Unser Leiter sagt, die Syrer seien sehr geschäftstüchtig, hätten die Geschäfte aufgebaut. Wie, bleibt mir ein Rätsel. Es gibt alles von Kleidershops, Fahrradreparatur-Werkstätten, Gemüseläden, Kiosken. Wir halten vor einem kleinen Areal und kommen durch ein Tor zu Fuß auf einen Hof, umrahmt von einigen Containern, bemalt mit Heidi und Mickey Mouse, in denen jeweils ein Klassenraum ist. Hier erhalten vor allem stumme und taube Kinder medizinische Unterstützung, Untersuchungen und Hörhilfen, sowie Unterricht in Taubstummensprache, Lesen und Schreiben.

Begleitet werden wir natürlich auch von der Polizei, die genau zuhört, was berichtet und übersetzt wird. Das Lager insgesamt wirkt aufgeräumt und gut organisiert, jedoch ist es unvorstellbar hier zu sein in der Hitze des Sommers, bei Sandstürmen und Regen und ohne echte Aussicht auf Besserung der Situation. Die Behausungen sind meist Metall-Container, manche umgebaut, erweitert, mit selbstgebastelten Zäunen und individuellen Dekorationen.
Beim Hinausfahren kommen uns sehr viele junge Leute entgegen mit Unterlagen unter dem Arm. Wir hören, dass es Studenten sind, die Ausweise bekommen, um tagsüber das Lager verlassen zu können, um zur Uni fahren zu können.

Es geht zurück zur Unterkunft in Amman, anderthalb Stunden überland durch Basalt-Geröllwüste, kleine Dörfer und an Wohnzelten vorbei. Nach kurzer Pause geht’s weiter mit der Konferenz um 17:20 Uhr. Wir sind uns nicht ganz klar darüber wie die Ehrenamtlichen eigentlich gesehen werden, das finde ich doof. Alle Nahost-Gemeinden berichten, was sie im Lutherjahr machen werden – wir notieren eifrig mit – und referieren über ihre Flüchtlingsarbeit Vorort. Wahnsinn, was diese Leute leisten und mir klappt die Kinnlade herunter.
Heute ist um 21 Uhr für uns Schluss, der Arak wartet, das Bettchen auch – morgen um 7 geht’s nach Petra und abends tauche ich meine Füße und vielleicht noch mehr an geschichtsträchtiger Stelle in den Jordan: der Taufstelle. Ich bin zunehmend verwirrt über diese Reise.

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Lösung des Moses-Tafel-Rätsels
Mose schreibt die Gebote und macht sich mit seinen Tafeln auf den Weg hinab vom Berg. Unten begegnet er zwei Medonitern und fragt sie, ob sie die Tafeln nicht wollen, sie seien ziemlich schwer. Die Medonitern fragen: „Was steht denn drauf?“ Er antwortet: „Naja, zum Beispiel: Du sollst nicht stehlen.“
„Ach nein, das geht ja gar nicht“, sagen die beiden und gehen ihres Weges.
Moses geht weiter und trifft Edoniter. „Wollt ihr nicht ein paar Gebote?“ Sie schauen sich die Tafeln an, lesen vor: Du sollst Vater und Mutter ehren? Wozu soll das denn gut sein?“, fragen sie. Schweren Herzens und weiter bepackt geht Moses weiter und trifft die Ammoniter. Die lassen sich auch nicht überzeugen Moses Gebote zu nehmen, denn „Du sollst nicht ehebrechen“ ist ja nun wirklich ziemlich langweilig, oder?
Moses schleppt sich weiter und trifft auf seinem Weg auf Israelis, die er schnaufend bittet, doch seine Platten zu nehmen, er könne nicht mehr. Sie fragen: „Was kostet denn eine Platte?“ Und Moses antwortet: „Nichts!“
Da antworten sie: „Dann nehmen wir zwei!“

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