Gurken und Tomaten | 5.

Was genau heute ist am beeindruckendsten: der Blick über das Jordantal nach Jericho bis hin zu Jerusalem, die Segnung mit schlammigem Jordanwasser an der „Neuen Taufstelle“, oder auf dem Berg Nebo dort zu stehen, wo einst Moses von Gott gestraft auf das verheißene Land schaute, das er niemals betreten würde? Ich kann mich nicht entscheiden, denn alles ist unglaublich.
Morgen geht’s wieder zurück und ich werde viele Eindrücke zu verarbeiten haben, auch habe ich wieder erlebt, wie eine Gruppe zusammenwachsen kann, wenn sie nur lange genug beisammen ist. Und seien die Mitglieder noch so unterschiedlich.

Da in Qatar wenig und nicht immer Local Food angeboten wird, verwenden wir bisher schon immer Gemüse aus Nachbarländern wie dem Libanon und Jordanien. Gurken und Tomaten, die das ganze Jahr über dort übers Land verteilt in Gewächshäusern angebaut werden, sind eh immer die bessere Wahl. Wer will schon die aufwändig importierte Hollandware unterstützen, wenn es nahe Alternativen gibt, die zudem noch besser schmecken? Der Blick hinter das Gemüse und über den Tellerrand wurde mir jetzt ermöglicht und dafür bin ich dankbar. Dass dieser Blick stark verbunden war mit der Geschichte der Christen zur biblischen Zeit und im heutigen Jordanien, die uns in unnachahmlicher Art und Weise in personae und en passant des – wie ich jetzt weiß – bekannten Dr. Dr. Dr. D., Theologe und Archäologe in Jerusalem und Amman, nahegebracht wurde, ist wahrlich ein Geschenk! Die nächste Konferenz ist in Beirut geplant und warum nicht auch das: Nach der Horizonterweiterung ist vor der Horizonterweiterung. Die meisten sitzen jetzt noch bis in die Puppen, aber mich erwartet nun das Bett. Um 6 Uhr früh geht’s los, heim zu Mann und Sohn.

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Very, very old and very, very wet | 4.

Zunächst brauchen wir 2 Stunden, um aus Amman rauszukommen. Dazu ist es kühl und es scheint bald zu regnen. Stunden später in Petra, der alten wunderschönen Felsenstadt der Nabatäer angekommen, ist es kalt und es gießt aus Kübeln. Wir stürzen uns in Matsch und Fluten und kämpfen uns bis zur Schatzkammer durch. Indi, ich komme!! Nur wir und ein paar Japaner wagen es. Die hinabstürzenden Wasserfälle am Rand des Siq lassen den Weg hinab zur alten Stadt zu wadentiefen Wasserströmen anschwellen. Ganz ungefährlich erscheint es mir nicht, aber so nah am Ziel gibt es kein Zurück. Am Ende des Nach-unten und wieder Nach-oben sind wir komplett durchweicht. Auch morgen noch werde ich in nassen Schuhen durch die Gegend laufen müssen. Trocknen ist nicht: keine Heizung und auch nach der Rückkehr nach Amman ist es immer noch sehr kalt. Die Taufstelle und unsere Übernachtung fallen auch ins Wasser, das Pilgerhaus ist überschwemmt. Morgen gibt es nochmal eine Möglichkeit sie zu besuchen. Aber Selbsttaufe fällt wohl aus. Weiterlesen

Moses‘ Tafeln | 4.

Zunächst ‚mal ist ein Besuch des Lagers Satari an der syrischen Grenze im Nordwesten Jordaniens vom Sicherheitsdienst abgesagt worden und so machen wir uns auf zu einem anderen Flüchtlingsprojekt in Azraq, einer Auffangschule für syrische Flüchtlingskinder, die keinen regulären Platz an einer jordanischen Schule erhalten haben und ohne diese Zwischenschule keine Chance hätten etwas zu lernen. Zudem sind es Kinder, die nicht registriert sind und somit keine offizielle Hilfe erhalten. Die Schule hält sich an die jordanischen Schulrichtlinien, damit die Kinder, sobald ein Platz frei ist, wechseln können. Registrierungen sind von vielen Familien nicht gewünscht, denn Registrierung bedeutet Lagereinweisung und Preisgabe des Aufenthaltsortes. Dies wird aus Angst vermieden und da in Jordanien kein Flüchtling, das heißt auch kein Unregistrierter, abgewiesen wird, ist es eine Möglichkeit dem Krieg zu entfliehen. Die Kinder und Familien werden mit Sach-, Geld-, und Essensspenden unterstützt. Träger ist ein Frauenverein, der mit der Hilfe der deutschen Gemeinde Amman das Projekt mitstemmt. Weiterlesen

Auf Heiligem Land | 3.

D. schenkt uns heute den Satz des Tages, indem er bei der Morgenandacht um 9 Uhr – ja, auch das gibt es jeden Tag – dies in den Raum wirft: „Warum schrieb Moses die zehn Gebote auf zwei Tafeln und nicht auf eine?“ Leider bleibt er die Antwort schuldig, referiert lieber über „Numeris“, einem Teil des Alten Testaments, den ich mit Sicherheit nun lesen werde. Wie geht der Tag dann weiter bis zum jetzigen Zeitpunkt, an dem ich im Essenssaal unserer Bleibe sitze, vor mir alle Pfarrer und Pfarrerinnen, trinkend und redend am gegenüberliegenden Tisch? Oh, gerade erfahre ich, dass ein Mitreisender mit undefinierbarem Ausschlag ins Krankenhaus kommt. Weiterlesen