Wechseln

Kurz vor dem Jahresswechsel gehe ich in mich und versuche herauszufinden was genau eigentlich jetzt anders ist. Euch alle wiederzusehen, viele Gespräche, tolle Abende, Theater, Lieblingsrestaurants. Wir konnten das richtig genießen. Und nun freue ich mich auch wieder auf den Alltag, mit Schule, Arbeit und allem Drum und Dran.

Aber was ist eigentlich anders? Neben Sprache, Aussehen, Kleidung, Klima, Kultur … wie genau empfinde ich den Unterschied, was gefällt mir hier besser, was ist dort schlechter? Das konkret Andere, wie oben aufgezählt, ist eigentlich Nebensache. Es ist eher die Stimmung und das Vertraute, an dem ich mich zum Beispiel bei einer Rückkehr erfreue. Das wie es war, bleibt. Ob man da ist oder nicht. Aber durch das neue Erleben kommt etwas hinzu. Und da bin ich froh drüber: Man kann Dinge jetzt aus anderen Perspektiven betrachten. Ich erahne einen Hauch dessen, was Leute empfinden müssen, die viel reisen, nicht mit touristischer Intention, sondern mit dem Wunsch Dinge und Menschen zu erfahren, um danach anders, besser: neu zu sehen zu können.
Wir sehen natürlich auch all die Familien, die des Berufes wegen von einem ins andere Land ziehen und überhaupt keine Lust haben, das jeweilige Land und die Bewohner kennenzulernen. Das geht auch. Und es geht gut. Man lebt auf einer Insel, richtet sich ein, sucht sich alles zusammen: Restaurants, Freunde, Möbel und lässt das Meiste davon zurück beim nächsten Umzug. Diesen Familien fällt es schwer nicht mehr weiterzuziehen, nicht mehr die Karten neu mischen zu können. Sich immer neu zu definieren, ist sicherlich auch reizvoll. In die Tiefe geht das alles aber nicht. So sind meine Begegnungen in Qatar meist freundlich, offen, hilfsbereit, jedoch nicht in die Zukunft weisend. Eben eine, bis auf wenige Ausnahmen, nicht unangenehme Unverbindlichkeit. Umso intensiver erleben wir hier auf Besuch die Freunde und die Familie – und das ist doch einfach echt schön!

Ende unklar

Frohe Weihnachten!
Auch der Koran kennt eine Geburtsgeschichte von Jesus. Die Vorgeschichte wird zweimal erwähnt. In Sure 3 kündigen Engel Maria die Geburt eines Kindes an, in Sure 19 der Geist Gottes. In beiden Suren gibt es ausführliche Dialoge zwischen diesen Gottesboten und Maria, in denen sie ihre Überraschung über diese Schwangerschaft angesichts ihrer Jungfräulichkeit äußert. In Sure 19 folgt die ausführliche Schilderung einer Geburtsszene. Krippe oder Hirten kommen darin nicht vor. Die Geburt findet  im Koran unter einer Palme statt, an deren Stamm Maria sich in ihren Wehen festhält. Nach der Geburt entsteht unter der Palme eine Quelle, so dass Mutter und Kind trinken können. Eine Stimme rät Maria, die Palme zu schütteln und sich von den heruntergefallenen Datteln zu ernähren (dies deutet auf eine wunderbare Hilfe für sie, da sich normalerweise Datteln nicht herabschütteln lassen). 

Artikel: Im Koran ist das Ende von Jesus unklar

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Maria und Jesus in einer persischen Miniatur.
Im Islam heißen sie Mariam und Isa

Aus de Koran, Sure Maryam (Sure 19), Vers 16 – 33:
Maria zog sich von ihren Angehörigen zurück an einen Ort im Osten. Sie verschleierte sich vor ihnen. Da sandten Wir Unseren Geist zu ihr, und er erschien ihr in Gestalt eines vollkommenen Mannes. Sie sprach: „Ich nehme meine Zuflucht vor dir zum Allerbarmer; Lass ab von mir, wenn du Gottesfurcht hast.“
Er antwortete: „Ich bin nur ein Gesandter deines Herrn, um dich mit einem reinen Sohn zu beschenken.“ Sie sprach: „Wie soll ich einen Sohn bekommen, da mich kein Mann berührt hat? Ich bin keine unkeusche Frau.“ Er antwortete: „So ist es. Dein Herr aber spricht: Es ist Mir ein Leichtes, Leben zu schaffen. Wir wollen dein Kind z u einem Zeichen für die Menschen machen und zu einer Barmherzigkeit von Uns. Es ist eine beschlossene Sache.“ Und sie empfing das Kind und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück.
Die Wehen der Geburt trieben sie zum Stamm einer Palme. Sie sprach: „O wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen!“ Da rief ihr von unten her ein Stimme zu: „Betrübe dich nicht. Dein Herr hat unter dir ein Bächlein fließen lassen. Schüttle nur den Stamm der Palme, und sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen. Iss und trink und erfrische dein Gesicht. Und wenn du einen Menschen siehst, dann sprich: „Ich habe dem Allerbarmer ein Fasten gelobt, darum will ich heute mit niemandem reden.“ Dann brachte sie ihr Kind zu ihrem Volke … Sie sprachen: „O Maria, was hast du Unanständiges getan? O du Schwester Aarons, weder war dein Vater ein Gauner, noch deine Mutter eine unkeusche Frau!“ (Maria verteidigte sich nicht, sondern) sie deutete auf ihr Kind. Da sprachen die Leute: „Wie sollen wir mit ihm reden, er ist noch ein Kind in der Wiege?“ Da sprach das Kind: „Ich bin ein Diener Allahs, Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Er segnet mich, wo ich auch sein mag, und Er hat mir befohlen, zu beten und Almosen zu geben, solange ich lebe, und er gab mir Ehrfurcht vor meiner Mutter. Nicht hoffärtig und nicht unselig machte er mich. Friede über den Tag meiner Geburt und den Tag, da ich sterben werde, und den Tag, da ich wieder zum Leben auferweckt. (Text u.a. aus „impulse“, Teheran)

 

Der 18.12.

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Unsere Weihnachtsferien beginnen morgen mit dem Nationalfeiertag Qatars: Die Flaggen hängen schon seiten Tagen, Mauern wurden in den qatarischen Farben bepinselt, riesige Tücher verhängen Kaufhäuser, tausende Wimpelchen wurden gespannt und es fehlen natürlich auch nicht die Autoflaggen an den Fenstern und unzählige Porträts des Emirs und seines Vaters an Häuserwänden. Dazu kommt direkt am 18. die Militärparade, Flugshow, Feuerwerk und ausgelassene Einheimische (habe mir sagen lassen, dass sogar geschossen werden könnte – na toll), sowie Verkehrschaos ohne Ende, wenn Jugendliche ihre merkwürdigen Motoraufheul-, Hotwheel-Spielchen auf den Straßen veranstalten – ohne Rücksicht auf kilometerlange Staus hinter ihnen. Wie wir von A nach B kommen sollen ist mir ein Rätsel ….

Warum der 18.12.?
Seit 2007, auf Geheiß des damaligen Emirs, ist dieser Tag als Feiertag festgeschrieben. Er bezieht sich auf einen kriegerischen Konflikt am 18. Dezember 1878. Damals hatten Bahrainische Militärs qatarische Rebellen in Al Wakhra geschlagen. Dies jedoch bedeutete eine grobe Verletzung des „England-Bahrain-Vertrages“ und nach diesem Ereignis setzte England politische Kräfte in Bewegung, die den Beginn der Unabhängigkeit Qatars in Gang setzten und die königliche Al Thani-Familie als semi-abhängige Herscher unterstützten. Qatarische Nationalisten beschreiben diesen Krieg als „Qatars ersten Unabhängigkeitskrieg“. 15 Jahre später in der „Schlacht von Wajbah“ besiegte Qatar unter Sheik Jassim bin Mohammed Al Thani die Türken im sog. „Zweiten Qatarischen Unabhängigkeitskrieg“. Ein danach verfasstes Abkommen bildete die Grundlage zur Unabhängigkeit des Staates. De facto ist Qatar erst seit 1971 in einer konstitutionellen Erbmonarchie ein souveräner Staat. Der Nationalfeiertag, mit Bezug auf den 18.12.1878, ist somit eigentlich eher als ein Fest der nationalen Identiät zu sehen, als als Staatsgründungsfeiertag.

Foto Kopie

 

Langweilig

Wir wollen »Das Leben der Anderen*« schauen.
Der Sohn ist nicht begeistert: »Das ist langweilig, nur Sex und DDR –
ich bin doch kein Politiker!«

* »Das Leben der Anderen« ist ein deutscher Spielfilm von 2006. Das Drama stellt den Staatssicherheits-Apparat und die Kulturszene Ost-Berlins in den Mittelpunkt und setzt sich zudem allgemein ernsthaft und kritisch mit der Geschichte der DDR auseinander.

lol

Za’atar

Hhm, lecker: Die Gewürzmischung Za’atar, die hier auf Fladenbrot (gemischt mit Olivenöl) gestrichen und dann gebacken wird. Za’atar gehört, wie ich jetzt weiß, in der arabischen Welt zu den wichtigsten Gewürzen. Es bezeichnet einerseits das Kraut und andererseits die fertige Gewürzzubereitung aus gemahlenen Gerber-Sumachfrüchten, gerösteten Sesamsamen, Salz und eben getrocknetem und gerebelten Za’atar-Kraut (das auch »arabischer Thymian« genannt wird). In einer türkisch-arabischen Minipastry habe ich den Versuch gewagt und mir davon bestellt und ich bin nun restlos begeistert!

zamisch