
Diese Galerie enthält 13 Fotos.
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Das Gefühl zu Hause zu sein, wird stärker. Der Sohn befindet sich auf immer sichererem Terrain. Es wird alles ein normaler. Deshalb wahrscheinlich auch kein dauerndes „Ah“ und „Oh“ mehr. Der Genuss beginnt und ich bewege mich ebenfalls cool mit meinem Wagen durch die Stadt, yeah!
Der Blick auf Details wird weiter und das Bedürfnis alles und jeden zu fotografieren ändert sich zur Lust hinzuschauen und nicht nur abzulichten. Ich freue mich darüber meine Mutter durch die Stadt zu gondeln und auf ihre Fragen zu antworten. Morgen ist endlich wieder Wochenende und wir werden eine Tour machen: zunächst »Katara« besichtigen, dann in die Wüste zum Sonnenuntergang hinter den Dünen.
Katara ist ein Viertel, in dem Unterhaltung und Kultur auf einem etwas höheren Niveau stattfindet: kein McDonalds, Halligalli, und Big Shopping (wie in den Malls), sondern schöne Läden, Cafés, Restaurants, Theater und Möglichkeiten zum Spazierengehen, Galerien, Ausstellungen und Gebäude aus alten Zeiten, liebevoll neuaufgebaut.
Das Signet von Katara ist mir gleich zu Anfang hier aufgefallen, denn es verbindet wunderbar die arabische Schrift mit der unsrigen. Durch diese Verbindung entsteht immer auch ein Bild, wie ich finde. Zwar mag ich auch die schnörkeligen, kalligrafischen Formen*, die man sehr oft hier findet, aber dieses Logo ist modern, ansprechend und einfach nur schön. Ich weiß nicht, ob die Schrift extra gezeichnet wurde, oder es tatsächlich so vielfältige adäquate arabische Typografie gibt, die man immer entsprechend kombinieren kann. Ich mache gerade auch ein kombiniertes Logo und werde versuchen das mal herauszufinden.
Auch das Logo unseres Wohndorfes „Alfardan Gardens“ ist sehr schön. Die Schnörkel bedeuten das Wort „Alfardan“. Drunter steht dann die für uns lesbare Version des Namens. Ich gebe zu, es ähnelt arg dem Logo des Fernsehsenders Al Jazeera (auch wunderbar), aber das Gekruschel heißt hier eben „Al Jazeera“.
Es ist manchmal schwer, die Buchstaben zu entziffern, da der Kalligraf die Buchstaben oft sehr verzerrt und verfremdet. Da in Arabien die bildnerische Darstellung (besondern in der schriftlichen Umsetzung des Koran) verboten war/ist, hat man diese Form der bildnerischen Umsetzung gewählt und im Laufe der Jahre zu einer Kunstform entwickelt*. Das kann dann auch schonmal so verzerrt sein, dass das Wort gänzlich zum Ornament wird. Ein Beispiel für den Umgang mit Schrift als Dekoration habe ich hier auch nochmal hochgeladen: eine Schüssel mit einem kleinen Spruchband – Jesses ist das schön, oder????
Wenn es darum geht bekannte Marken in arabisches Design umzusetzen sind die Ergebnisse auch oft interessant. Ausländische Namen werden 1:1 in die arabischen Laute transferiert und nicht im klassischen Sinne übersetzt (ginge ja auch nicht wirklich). Die Kunst der Gestalter liegt also dabei, möglichst viel optische Ähnlichkeit zu erzeugen. Hier ist mir IKEA gleich aufgefallen: Schriftdesign und Farben müssen identisch sein, da sie ins weltweite Design übertragen werden und 100%erkennbar sein müssen. Bei IKEA kommt erfreulicherweise hinzu, dass die arabischen Buchstaben zeichnerisch ziemlich genau den Rhythmus von I K E A haben und somit ein harmonisches Schriftbild entsteht. Da es im Arabischen kein „E“ gibt, wird es hier mit dem Alif umgesetzt, dass in diesem Fall wie ein „I“, also „I K I A“ ausgesprochen. Der Strich vorne wird verlängert durch die zwei Punkte zum langegezogenen „Iiiii“, dann folgt das „K“ und wieder die zwei Punkte unten („Iii) mit dem folgenden Strich, der hier ein „A“ ist. (Striche können, je nach ihrem Stand „I“, „A“, „U“ ausgesprochen werden).
Bei Coca Cola ist das nicht so gelungen.
* Kalligrafie oder Kalligraphie (v. griechisch καλλιγραφία (kalligraphía) ist die Kunst des „Schönschreibens“ von Hand (Chirografie), mit Federkiel, Pinsel, Filzstift oder anderen Schreibwerkzeugen. Die Kalligrafie steht im Gegensatz zur Typografie, dem Setzen mit vorgefertigten Formen. Aufgrund des Bilderverbots im Islam wurde die kursive arabische Schrift in kalligrafischen Kunstwerken wie Linien verwendet, wodurch eindrucksvolle Bilder aus Buchstaben, sogenannte Kalligramme, entstanden. Da in den meisten Ländern der islamischen Welt nur die Kalligraphie als einzig erlaubte Kunstform galt, entwickelte sie im islamischen Raum auch eine beherrschende Rolle als Schmuckelement in der Architektur.
Euch allen ein gesundes, freudvolles, neues Jahr.
Kurz vor dem Jahresswechsel gehe ich in mich und versuche herauszufinden was genau eigentlich jetzt anders ist. Euch alle wiederzusehen, viele Gespräche, tolle Abende, Theater, Lieblingsrestaurants. Wir konnten das richtig genießen. Und nun freue ich mich auch wieder auf den Alltag, mit Schule, Arbeit und allem Drum und Dran.
Aber was ist eigentlich anders? Neben Sprache, Aussehen, Kleidung, Klima, Kultur … wie genau empfinde ich den Unterschied, was gefällt mir hier besser, was ist dort schlechter? Das konkret Andere, wie oben aufgezählt, ist eigentlich Nebensache. Es ist eher die Stimmung und das Vertraute, an dem ich mich zum Beispiel bei einer Rückkehr erfreue. Das wie es war, bleibt. Ob man da ist oder nicht. Aber durch das neue Erleben kommt etwas hinzu. Und da bin ich froh drüber: Man kann Dinge jetzt aus anderen Perspektiven betrachten. Ich erahne einen Hauch dessen, was Leute empfinden müssen, die viel reisen, nicht mit touristischer Intention, sondern mit dem Wunsch Dinge und Menschen zu erfahren, um danach anders, besser: neu zu sehen zu können.
Wir sehen natürlich auch all die Familien, die des Berufes wegen von einem ins andere Land ziehen und überhaupt keine Lust haben, das jeweilige Land und die Bewohner kennenzulernen. Das geht auch. Und es geht gut. Man lebt auf einer Insel, richtet sich ein, sucht sich alles zusammen: Restaurants, Freunde, Möbel und lässt das Meiste davon zurück beim nächsten Umzug. Diesen Familien fällt es schwer nicht mehr weiterzuziehen, nicht mehr die Karten neu mischen zu können. Sich immer neu zu definieren, ist sicherlich auch reizvoll. In die Tiefe geht das alles aber nicht. So sind meine Begegnungen in Qatar meist freundlich, offen, hilfsbereit, jedoch nicht in die Zukunft weisend. Eben eine, bis auf wenige Ausnahmen, nicht unangenehme Unverbindlichkeit. Umso intensiver erleben wir hier auf Besuch die Freunde und die Familie – und das ist doch einfach echt schön!