Gestern waren wir beim Iftar*-Essen in der „Perle des Orients“ an der Corniche. Restaurants bieten diese in der Zeit des Ramadan an und für einen bestimmten Preis kann man ein vorgegebenes Menü bekommen, inklusive Getränke. Wir genossen ein wunderbares Mahl mit Zucchini-Lamm-Salat, Nudel-Quark, Babaganoush, Tabouleh, Fatoush, Hühnchen in scharfer Soße mit Safran-Reis, in Quarksoße schwimmende Lammklößchen im Teigmantel, Kardamom-Kaffee (also an den gewöhne ich nich nie), süßem Tee und der unvermeidlichen Shisha (für den Gatten) danach.
Leider trübten Gedanken an Freunde von uns den Abend, denn sie kämpfen zur Zeit für ihr Recht, ihr Arbeitsverhältnis zu vereinbarten Bedingungen zu beenden: angemessene Kündigungszeit, normale Gehälter „End of Service“-Geld (pro gearbeitetes Jahr beim Arbeitgeber erhält man üblicherweise bei Beendigung des Vertrages ein Monatsgehalt zusätzlich), Urlaubstage wurden vom Arbeitgeber willkürlich einbehalten und gestrichen, fristlose Kündigungen ausgesprochen – alles basierend auf Nichts. Und wie soll man sich wehren, ohne dabei Gefahr zu laufen nicht aus dem Land zu kommen, oder es innerhalb kürzester Zeit verlassen muss und mit Sicherheit nicht mehr einreisen kann? In einer abgestimmten Aktion wurde aus- und mit Touristenvisum wieder eingeflogen, der Arbeitgeber gestern beim Labor-Departement angezeigt und rasch wieder ausgeflogen. Und was passiert jetzt?
Ein so willkürliches Vorgehen im Arbeitsleben und sich nicht offen wehren zu können empfinden wir als unerträglichen Affront. Die (auch hier) gesetzlich festgeschriebenen Rechte haben, sie aber aus Angst nicht in Anspruch nehmen können, bzw. nur unter minutiöser Planung … das ist unbeschreiblich. Ich bin einmal mehr froh, dass Qatar sich für die WM beworben hat und die Austragung gewann und somit ein bis dato unbekanntes, vor sich hin puzzelndes Land dazu bringt, sich, seine Gesetze und Ansichten zu ändern! Ende diesen Jahres soll ja nun endlich das NOC-Gesetz fallen. Zwar wurde das schon oft prognostiziert, aber vielleicht klappt es ja diesmal.
* „Iftar“ ist während des Ramadan das Essen nach Sonnenuntergang, dass das Fasten des Tages bricht. Kurz vor Beginn dieses Essens ist die Stadt wie leergefegt, denn jeder will nach Hause, in die Restaurants oder in die Iftar-Zelte, um gemeinsam mit Familie und Freunden das Fasten zu brechen. Das nächste Essen ist dann gegen 22 Uhr und heißt „Suhur“.