Wie Du mir …

Nach der Frage, ob ich in Qatar eine Burka, eine Abbaya oder ein Kopftuch tragen muss und ob es für Frauen verboten ist Auto zu fahren, wollen manche auch mal wissen, ob es nicht schwierig sei hier einen anderen Glauben zu leben. Nach allem was in den Medien über arabische Länder berichtet wird, sind dies sicherlich berechtigte Fragen. Aber wie es mit so vielen Meinungen über muslimische Länder ist, die kursieren (Fakt z.Bsp. ist: Qatar liegt in der Wüste, aber im Winter braucht man nachts ’ne Wärmflasche …), sie gelten definitiv nicht für alle. Für Gemeindearbeit in Qatar gibt es Regeln und Einschränkungen* – aber nur wenigen der vielen hier lebenden Religionsgemeinschaften wird ihre Aktivität erschwert, gescheige denn verwehrt. Soweit ich recherchieren konnte, haben z.Bsp. Hindus und  Buddhisten weniger Freiheiten (leider weiß ich noch nicht, warum (siehe dazu auch den am Ende des Artikels angegebenen Wikipedia-Artikel unter „Restrictions on religious freedom“)).

Rund 88 % der Einwohner Qatars sind Ausländer, also keine Staatsbürger Qatars. Aus Indien kommt die größte Gruppe der Einwohner mit 24%, aus Nepal 17%, von den Philippinen 9%,  Ägypten 8%, Bangladesh 7%, Sri Lanka und Pakistan 4%, Jordanien, Sudan, Indonesien 2% , sowie aus USA, Kenia, Palästina, Libanon, Äthiopien, Tunesien und Europa 1%. Zur Zeit leben und arbeiten ungefähr 1700 Deutsche in Qatar. Muslime aller Glaubensrichtungen und aus anderen arabischen Ländern haben hier ihren Lebensmittelpunkt, genauso wie Muslime aus Pakistan, Indien, Indonesien. Alle anderen Weltreligionen sind ebenso vertreten, davon als größte Religionsgemeinschaften die der Hinduisten, evangelische und katholische Christen, sowie Buddhisten. Außerdem finden sich unzählige religiöse kleine Splitter-Gruppen dieser Religionen. Fast alle diese Gruppen leben ihren Glauben in Qatar.

Qatar ist angewiesen auf alle Expats. Das Land würde ohne sie nicht funktionieren und wir Expats könnten ohne Qatar nicht so leben, wie wir es hier tun. Das ist sicherlich mit ein Grund warum es hier eine relative hohe Religionsfreiheit gibt. Natürlich gibt es noch viele Ungerechtigkeiten und Missstände zu beseitigen, wie überall auf der Welt und in jedem Land. Für einen Staat, der sich seit Entdeckung des Erdöls im Jahr 1939 und des größten Erdgasfeldes der Erde 1971 rasant entwickelt hat und dessen Einwohnerzahl in dieser Zeit von ca. 47.000 auf über 2 Millionen anschwoll, gibt es noch viel zu tun und nicht zuletzt durch die Präsenz und Kritik in den Medien seit 2010, wird intensiv daran gearbeitet. Diese Entwicklung ist gut.

Ob es heißt »Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden«, oder »Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht, »Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst«, oder »Was Du nicht willst, das man Dir tu’, das füg’ auch keinem ander’n zu« – seit über zwei Jahrtausenden ist diese Goldene Regel für ein gewaltfreies, friedvolles Zusammenleben in der ganzen Welt in unterschiedlichste Worte innerhalb religiöser und philosophischer Texte gekleidet worden. Sie zu befolgen, ob in der Familie, unter Freunden oder in der Politik, ist vielleicht manchmal schwierig, aber sie kostet nichts und kann kann alles verändern.

Was folgt ist das simple Fazit für jeden: Das eigene, tägliche Wohlbefinden hängt vom Mitmenschen ab, dessen Wohlbefinden wiederum von eigenen Verhalten abhängt und nicht von Worten, Pamphleten oder Theorien, geschweige denn von Utopien oder einer bestimmten Religion.

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* 1. Gottesdienste nur an bestimmten Orten | 2. Verbot von missionarischen Tätigkeiten | 3. Bibel nicht im freien Handel erhältlich (religiöse Schriften schon)

Dazu auch diese Quellen, wen’s‚ interessiert:
Auf Wikipedia: > Zur Religionsfreiheit in Qatar
Und ebenfalls Wikipedia: > Christen in Qatar
Oder einer meiner Artikel dazu von 2013: > Religious Complex
Oder das: Deutschsprachige Christliche Gemeinde