Besinnliche Zeit. Ich spür’ grad’, wie die ersten schwermütigen Gedanken aufblitzen. Ein bester Freund ist in diesem Jahr gestorben, ein Schwager hat die Familie verlassen, gute Freunde haben uns den Rücken gekehrt, ein Onkel verstarb. Das tut weh. Und dann: Der Mann und ich sind Fünfzig geworden. Es ist das erste Jahr, in dem ich das erste mal wirklich weiß, dass ich alt werde, dass immer mehr Abschiede näherrücken – auch der von unserem Sohn, der möglichst schnell erwachsen sein will. Ich bin richtig sentimental. Freunde kommen mir wieder in den Sinn, die ich im Laufe der Jahre aus den Augen verlor – aus diesem oder jenem Grund. Ich versuche wieder Kontakt aufzunehmen. Es gelingt und es gelingt nicht. Der Typ, der seit über drei Jahrzehnten eine Rolle in meinem Leben spielt, der wird hoffentlich auch weiter an meiner Seite sein. Daran will ich fest glauben: Der geht nicht einfach, oder auch „Der geht einfach nicht“. Das beruhigt. Und das hat natürlich mein Leben geprägt: Das „Jemand an meiner Seite“. Ich verstehe mittlerweile ziemlich genau warum viele Freundschaften zerbrachen. Das hat mir bisher wenig ausgemacht. Jetzt tut es das.
Es kommen nun natürlich viele wichtige Menschen hinzu, die ich nun ja auch zum Teil schon seit 20 Jahren kenne und liebe. Und auch hier haben wir Leute gefunden, die mit uns und mit denen wir „können“ – das ist natürlich wunderbar. Jedoch Freunde, die wissen, wie und wo man aufgewachsen ist und miterlebten wie man seine Adoleszenz verbracht hat, das ist nochmal etwas Besonderes. Ich glaube mittlerweile sogar, dass die Freundschaften, die man zwischen Kindertagen und Beginn des Berufslebens schloss, mit die innigsten sind, weil sie die ehrlichsten waren. Danach hat man sich doch irgendwie selbst kreiert, hier und da etwas angebaut, aufgebauscht und oft auch vorgemacht. So ist es doch, oder? Seinen Menschen aus der Vergangenheit kann man nix vormachen – wohl deshalb verlässt man einige, wird verlassen, oder schleppt sie eben fröhlich mit durch sein ganzes Leben.