Zwei Männer Mitte 50 sitzen vor der Abfertigung auf dem Boden, beide in braunen Kaftanen gekleidet, schwarze Bärte, sehr dunkle Haut, weißes Käppi. Der eine im Schneidersitz, der andere einen Arm lässig über sein angezogenes Knie hängend, das andere eingeklappt. Ihre nackten Füße zeigen direkt auf das Fladenbrot, dass vor ihnen auf einem Stück Papier liegt und genüsslich schmatzend verspeisen. Vor mir steht eine sportlich gekleidete Dame mit Kurzhaarschnitt. Sie liest in einem Buch. Ich kann den Titel gerade noch sehen, bevor es losgeht: „Girlboss“. Um mich herum fast nur Männer, einige Frauen mit bunten Kopftüchern, kein Europäisches Gesicht, außer meinem. Man starrt mich an, ich nehme an auch wegen meiner grauen Haare, die heute arg wild flattern. Das muss die trockene Luft sein. Wenn Jordanien halbwegs so ist wie dieser Augenblick, kann es nur interessant werden … In fünf Minuten ist Boarding TIme nach Amman. Ich wage es also. Noch vor ein paar Tagen wollte ich absagen. Den Sohn vor allem alleine lassen während der Schulzeit – eigentlich ein No Go. Jetzt bin ich froh, dass Mann und Sohn sich eine Woche durchkämpfen. Ich bemerke selbstkritisch, was ich doch für ein Muttertier bin.
Ich bin müde. Bei der Ankunft in Amman soll ich abgeholt werden, dann geht’s zum Hotel Amman International. Vielleicht kann ich kurz noch mit F. sprechen, die schon seit 14 Uhr dort sein müsste. Morgen um 15 Uhr beginnt die Konferenz. Crazy A. nebst Gatten wird da sein und eben F. – alle anderen 31 Leute sind mir gänzlich unbekannt. Die Teilnehmer sind Pastoren oder Gemeindemitglieder aus Gemeinden des Nahen und Mittleren Ostens. Sie kommen aus Amman, Beirut, Dubai, Istanbul, Jerusalem, Kairo, Teheran und aus Doha. Aus Hannover gesellen sich die offiziellen Vertreter der EKD noch dazu.
Eins muss ich doch noch hinzufügen, auch wenn ich eigentlich keine Reiseberichte schätze, die Stories über den Transport inkludieren: Ich spare lieber doch das nächste Mal Zeit und investiere einige € mehr. Nach einem Zwischenstopp in Dubai befinde ich mich gerade wieder auf dem Rückflug, unter mir erneut Doha, um weiter zu kommen nach Amman. Bescheuert.